Mittwoch, 21. April 2010

Ehrlichkeit

Wenn mich jemand fragt, welche Werte mir wichtig sind, dann werden diese Leute mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unter anderem "Ehrlichkeit" hören. Das mit der Ehrlichkeit ist jedoch so eine Sache und dies hat mir gerade eine Folge House, MD (5.17) wieder einmal vor Augen geführt:

Ein Mann kann aus medizinischen Gründen nur noch die Wahrheit sagen und weil das nicht reicht, ist er auch gezwungen diese Wahrheit auszusprechen. Damit verletzt er alle Menschen, die ihm wichtig sind ... seine Frau, seine Tocher - einfach jeden.

Diese Folge zeigt für mich eindrucksvoll, dass Wahrheit bzw. Ehrlichkeit in unserem System wohl nicht funktionieren kann. Zu wichtig ist das Beschützen der Leute, die uns wichtig sind, vor dieser unangenehmen Wahrheit. Ist Ehrleichkeit somit nicht ohnehin immer eine Farce? Irgenwo schon und das heißt wohl auch, dass ich mir alle meine spitzen (ehrlichen) Bemerkungen hätte sparen können.

Um ehrlich zu sein: Das will ich nicht wirklich hinnehmen. Ich will, dass die Leute ehrlich sind und zwar auch unabhängig davon ob ihre Mitmenschen es hören wollen oder nicht. Es muss wohl nicht so sein wie in dieser House-Folge - man muss den Leuten nicht alles an den Kopf knallen, aber man wird wohl noch Fragen ehrlich beantwortet dürfen und darüber hinaus sich erwarten dürfen, dass Fragen ehrlich beantwortet werden. Ich will, dass Leute die Frage "Wie geht es dir?" ehrlich und aufrichtig beantwortet, weil wenn es mich nicht interessieren würde, hätte ich nicht gefragt. Und so geht es mir mit allen Fragen.

Ehrlichkeit, Emotionen, Beziehungen egal was sind nur dann ehrlich, wenn die auf dem Fundament der Ehrlichkeit gebaut werden und diesen Anspruch stelle ich zumindest an mich.
Aus diesem Grund nehme ich mir vor mich wieder den Ängsten zu stellen, die mir das Aussprechen der Wahrheit bringt. Und ich mache das weil ich an Wahrheit/Ehrlichkeit/Aufrichtigkeit glaube.

Ehrlich!

Alles Liebe
Alex

2 Kommentare:

  1. Von Max Frisch (Schriftsteller 1911-1991) ist die folgende Aussage: "Man sollte die Wahrheit jemandem wie einen Mantel hinhalten, dass er hineinschlüpfen kann - nicht wie ein nasses Tuch um den Kopf schlagen." Und ich denke, dass genau das ein ganz wichtiger Ansatz ist. Ehrlichkeit verlangt Respekt und Einfühlungsvermögen um die Ehrlichkeit als solches wirken zu lassen. Ehrlichkeit nur um ehrlich zu sein wird oftmals als Deckmantel bzw. nasses Tuch verwendet um mal eben schnelle die eigene Meinung los zu werden - also ehrlich, ....

    Ich glaube fest, dass Ehrlichkeit eine der höchsten Werte in unserer Gesellschaft ist. Nur durch Ehrlichkeit öffnet man sich und bietet die Chance einander näher zu kommen. Gerade bei Feedback, im Sinne einer !wohlgemeinten! und konstruktiven Rückmeldung, ist Ehrlichkeit eine essenzielle Zutat.
    Bei der Ehrlichkeit geht es also nicht nur um diese, sondern vielmehr um das "Wie" diese Ehrlichkeit gelebt und damit umgegangen wird. Es gilt ein Umfeld zu schaffen, in dem die Wahrheit ausgesprochen und angenommen werden kann.

    Alles Liebe
    Koudi

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  2. Ehrlichkeit ist für mich kein Dogma, sondern eine Gesinnung - und Ehrlichkeit in der zwischenmenschlichen Beziehung ist für mich etwas anderes als die in den Worten. Aus aufrichtiger Liebe kann man halbehrliche Aussagen tätigen - um der Beziehung und den Menschen Willen. Sonst tut man so, als ob einem die Information wichtiger wäre als die Begegnung.
    Dass daraus keine Lügen erwachsen sollen, versteht sich für mich von selbst - doch dass man Rücksicht nimmt auch.

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